VDS | Interview mit LSB-Direktor Friedhard Teuffel
Seine journalistische Laufbahn begann Friedhard Teuffel, Jahrgang 1974, als Berlin-Korrespondent der FAZ-Sportredaktion. Später ging der Politikwissenschaftler zum Tagesspiegel. Dort war der
gebürtige Mainzer Reporter, Sportchef und zuletzt verantwortlicher Redakteur im Ressort Meinung/Causa. Seit Oktober 2018 ist Teuffel, Mitglied im Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg
und passionierter Tischtennisspieler, Direktor des Landessportbundes Berlin und unter anderem für die Leitung der Verwaltung verantwortlich. Dem LSB gehören rund 2500 Vereine mit 670.000
Mitgliedern an.
sportjournalist: Herr Teuffel, welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Breiten- beziehungsweise Vereinssport in Berlin?
Friedhard Teuffel: Einerseits setzt die Krise die Vereine enorm unter Druck. Vereine dürfen eben im Gegensatz zu Unternehmen keine großen Rücklagen bilden. Wo sollen sie also
jetzt Geld hernehmen, um Ausfälle auszugleichen? Ausfälle durch den ruhenden Sportbetrieb, ausgefallene Turniere, abgesagte Kurse, geschlossene Vereinsgaststätten. Andererseits setzt diese Krise
auch große Solidarität und Kreativität frei. Mitglieder wissen noch mehr zu schätzen, was sie an ihrem Verein haben. Und Vereine machen mit ihren Übungsleiterinnen und Übungsleitern großartige
Online-Angebote, um ihre Mitglieder weiter zu bewegen.
Welche Rückmeldungen erreichen Sie von den betroffenen Vereinen und Verbänden?
Zu spüren ist zunächst eine große Sorge und Unsicherheit. Was haben wir von alldem zu halten? Wie geht es weiter? In den Gesprächen merkt man, dass Vereine da die Stimmung in der
Gesamtbevölkerung ziemlich gut repräsentieren. Sie bewegen sich eben in der Mitte der Gesellschaft. Gleichzeitig bekommen wir mit, wie Vereine beispielsweise Einkaufsdienste für Menschen aus der
Nachbarschaft übernehmen. Wie schon 2015, als viele Geflüchtete nach Deutschland kamen, zeigt sich hier die zivilgesellschaftliche Kraft des Vereinssports.
Was wird getan, um die Folgen zu mindern? Wer handelt dort und wie?
Wir sind dankbar, dass es Instrumente wie das Kurzarbeitsgeld auf Bundesebene gibt, das viele Vereine und Verbände gerade massiv entlastet, auch uns im Landessportbund. Hinzu kommen
Soforthilfepakete etwa für Soloselbständige, davon können auch Trainerinnen und Trainer profitieren. Der Berliner Senat hat uns einen Rettungsschirm zugesagt, um die Arbeit und insbesondere die
Vielfalt in der Berliner Vereinslandschaft zu sichern. Als Landessportbund versuchen wir, unsere Vereine und Verbände so gut es geht zu beraten und uns politisch für sie einzusetzen.
Wie werden die Vereine und Verbände die Coronakrise überstehen?
Das wird vor allem davon abhängen, wie viele Menschen aus den Vereinen austreten. Bis jetzt wissen wir von keiner Austrittswelle. Ein Stichtag ist nun der 30. Juni. Danach wird sich das Bild
schärfen. Ich hoffe nach wie vor, dass sich die Austritte in Grenzen halten, weil viele Menschen zu schätzen wissen, dass sie in ihrem Sportverein für einen vergleichsweise überschaubaren Beitrag
ein tolles Bewegungsangebot in Gemeinschaft bekommen.
Mit Friedhard Teuffel sprach Clemens Gerlach. Dieses Interview stammt aus dem sportjournalist, es wurde für die Online-Veröffentlichung aktualisiert.