Ein Leben lang Powerplay - Lothar Zoller zum 85.

Lothar Zoller
Lothar Zoller

Eigentlich hat er vor fünf Jahren in dem Buch "Reporterglück", das er seiner verstorbenen Frau Gisela widmete, bereits sein Leben und seine Berufsintentionen dargelegt: Eislaufkind, Eishockey, Nationalspieler, beim A-Weltmeisterschaftsdebüt der DDR 1957 in Moskau als Verteidiger, insgesamt 25 Länderspiele, dann 1958 als aktiver Sportler (sicher der Erste) direkt zum Fernsehen in die Sportredaktion Adlershof, wo damals jedes Fachwissen gebraucht wurde. Es folgte eine Karriere nach Maß: Filmemacher, Redakteur, Ideengeber für neue Projekte, Ressortleiter Redakteure, Reporter und schließlich Autor, auch in anderen Genres (zwei TV-Krimis). Als Reporter nahm er an neun Olympischen Spielen teil und berichtete von 30 Eishockey-Weltmeisterschaften. 2003 wurde er in die Hall of Fame Deutschland (Eishockey) aufgenommen. Bei den Berliner Eisbären ist er immer noch Dauergast. Wohl aber nicht am 8. September, seinem Ehrentag.

 

In dieses Buch hat er mir als Widmung zwei Sätze geschrieben. Satz 1: „Danke für die vielen gemeinsamen Jahre.“ Es sind inzwischen 58 geworden. Wir lernten uns kennen, als ich 1959 von einer angesehenen Fußballredaktion zum Fernsehen (DFF) kam. Lothar hatte den Auftrag, mich in die Filmarbeit einzuführen. Seine ersten Bemerkungen waren: „Nix Fußball, Eishockey!! – Eishockey ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Eishockey.“ So erhielt ich einen Einblick in die Gestaltung seiner ersten größeren Filmreportagen. Ja, alle Berufenen mussten zu dieser Zeit Fernsehen lernen, auch lernen damit umzugehen und selbst dabei zu wachsen.

 

Zehn Jahre später wagte sich Lothar sogar auf das anspruchsvolle Parkett der Unterhaltung, wurde Ideengeber und Autor von „Mach mit – bleib fit“, bat mich, ihm als Regisseur zur Seite zu stehen. Die Sendung beinhaltete Wettbewerbe für Freizeitmannschaften, Musik, Tanz und sportliche Extras. In seinem Buch vermisse ich etwas über diese Zeit, die einige Höhepunkte hatte. Unvergessen bleibt, wie Lothar bei einem Billardwettbewerb den Schiedsrichter, einen DDR-Meister aus Suhl, animierte selbst etwas zum Besten zu geben. Es ging um Kunststöße. Kann die gelbe Kugel auch außerhalb des Tisches die rote erreichen? Ja, sogar am Fußboden. Wir platzierten sie 19 m quer über das Spielfeld. Der Spielball sprang vom Tisch, rollte über das Handballparkett, nahm auf der Gegenseite an der Bande noch einmal Fahrt auf und rollte zu rot. Die Zuschauer in der ausverkauften Suhler Stadthalle sprangen von den Sitzen und jubelten. Nach der Sendung lagen sich Teamchef Zoller und der Meister in den Armen. Das war 1969. Aus heutiger Sicht: Ein bisschen „Wetten, dass. . ?“ vorweggenommen. Dem Buch nach auch „Reporterglück“.

 

Bleibt Satz 2 seiner Widmung: „In alter Frische!“ – Jawohl Lothar!!

 

Foto und Text: Helmut Gerhardt